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Sind die anderen wirklich so perfekt, wie wir denken?

Ich bin mir da nicht so sicher. Die meisten Leute sind eher zurückhaltend, wenn es um ihre Probleme geht und wenig Freundinnenselbstsicher, was die Tatsache angeht, dass sie welche haben. Die Wenigsten erzählen frei heraus, wenn sie schüchtern sind und sich fremde Leute nicht anreden getrauen oder deswegen Veranstaltungen meiden. Die meisten Leute erzählen auch nicht so leicht, wenn sie unter Eifersucht leiden, sich nicht in die Straßenbahn einsteigen getrauen, Eheprobleme haben oder eine Affäre, dass sie mit ihrer Arbeit nicht zurechtkommen oder ab und zu eine Panikattacke haben. Nicht alle Menschen haben Probleme, die man behandeln muss. Aber alle Menschen haben ab und zu Fragen, auf die sie erst eine Antwort finden müssen. Und alle Menschen erleben das Leben und das Leben bringt unweigerlich ab und zu Brocken mit sich, mit denen man erst was anfangen muss.

Die "Schweigsamkeit" kann verschiedene Ursachen haben. Die Scham, dass man "schwach" ist oder die Angst (oder Erfahrung) nicht verstanden zu werden oder dass man einfach nicht so im Mittelpunkt stehen will. Oder dass man sich genau überlegt, wem man was erzählen möchte - was ja auch sinnvoll ist... Manche eine/r ist eben introvertierter usw. Es gibt noch viele andere Gründe, weshalb Menschen Probleme mit sich selbst ausmachen oder höchstens engen FreundInnen davon erzählen.

Da man ihnen nicht ansieht, was sie bewegt, passiert es leicht, dass man denkt, dass man mit seinem Problem alleine dasteht und dass alle anderen das Leben "einfach meistern". Es schaut von außen zumeist einfacher aus als es sich von innen anfühlt.

Die Erkenntnis, dass es den anderen gleich geht, dass viele Menschen sich mit irgendeinem Thema beschäftigen oder herumschlagen (oder vielleicht sogar mit einem ähnlichen), dass diese Leute genauso "normal" sind wie man selber auch, ist eine ganz häufige in Therapiegruppen und bewirkt zumeist  Erleichterung.