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Befehlende"Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter als über Paul

Safi Nidiaye formuliert es anders und erweitert den Gedanken um einen Schritt: "Das Verhalten eines Menschen mir gegenüber sagt immer etwas über ihn aus, nie über mich. Und die Art, wie ich emotional darauf reagiere, also das Gefühl, das dieses Verhalten in mir weckt, hat immer etwas mit mir zu tun und nie mit ihm." 

"Das Verhalten eines Menschen mir gegenüber sagt immer etwas über ihn aus."

Wenn jemand über mich tratscht, dann zeigt er damit, dass er jemand ist, der tratscht und es zeigt, dass die Person ein Problem oder Thema nicht auf dem direkten Weg mit mir klärt. Es sagt noch nicht, dass ich böse oder dumme Dinge tue, über die man tratschen "müsste." 

Wenn jemand findet, dass ich ein fauler Mensch bin, weil ich eine Putzfrau beschäftige, sagt das vor allem was über seine Haltung gegenüber selbst-Putzen/nicht-selbst-Putzen und Fleiß aus. 

Wenn mich jemand permanent kritisiert, dann sagt es was über seine Haltung mir gegenüber aus oder vielleicht überhaupt über seine Art andere Menschen zu betrachten.

Aber auch wenn jemand mein Outfit super findet, dann sagt es vor allem was über seinen Geschmack aus...

Nicht zwangsläufig haben all diese Dinge viel mit mir zu tun. Es ist möglich, dass mein Outfit super ist, es ist wenig wahrscheinlich, dass ich permanent zu kritisieren bin, es ist ein Schwachsinn, dass ich ein fauler Mensch bin, weil ich eine Putzfrau beschäftige und bevor man einem Tratscher glaubt, ist es immer einmal gut, die Gerüchte zu überprüfen.

Kurz gesagt: Bloß weil jemand behauptet, ich habe eine grüne Hautfarbe, habe ich deswegen noch lange keine grüne Hautfarbe. ;) 

In der Praxis ... 

beschäftigt aber genau das viele Menschen. Jemand sagt, sie seien unzuverlässig, schlampig, faul, schuldig, keine gute Mutter, eine schlechte Ehefrau, unreif usw. und das arbeitet in ihnen. Natürlich kann man darüber nachdenken, das Thema mit jemandem besprechen, um Klarheit über sich selbst zu erlangen. Letztlich zeigt sich in der Art, wie manche Kritik (die ja nicht zwangsläufig negativ gemeint sein muss) und manche Beschuldigung, verarbeitet wird, wer der Mensch ist, auf den sie trifft...

Und die Art, wie ich emotional darauf reagiere, also das Gefühl, das dieses Verhalten in mir weckt, hat immer etwas mit mir zu tun und nie mit ihm."

Gekränkt, fuchsteufelswild, böse, betroffen, schuldbewusst, beleidigt, stumm, cholerisch - so reagieren wir häufig - und beginnen uns vielleicht sogar zu rechtfertigen. Genau da können wir ansetzen. Kenne ich meine Reaktion irgendwoher, ist es vielleicht immer wieder eine ähnliche, wenn ich in solche Situationen gerate? Was macht es mit mir, wenn jemand mir so kommt, vielleicht nicht wertschätzend ist, Gerüchte in die Welt setzt? Fühle ich mich klein und schwach, fühle ich mich als Opfer, behaupte ich mich oder ducke ich mich? Glaube ich der anderen Person, ohne es für mich zu überprüfen, verliere ich mich selbst, mag ich mich plötzlich weniger oder denke ich darüber nach und treffe selbständig eine Einschätzung, ob die Aussage stimmt oder nicht? 

Die anderen können wir nicht verändern, aber wir können uns mit uns und unserer Reaktionsweise auseinandersetzen und die Verantwortung dafür übernehmen. Wenn ich mir bewusst bin, dass ich die Tendenz habe, die Schuld auf mich zu nehmen, dann werde ich es beim nächsten Mal vermutlich nicht mehr (so selbstverständlich) tun und mit der Zeit auch andere Emotionen entwickeln.