Zweifeln an den eigenen Gefühlen
Zweifeln an den eigenen Gefühlen und an der eigenen Wahrnehmung kommen in der Praxis häufig vor. Gefühle werden mit dem Verstand als "richtig" oder (häufiger) als "falsch" oder "lästig" eingeordnet. Gar nicht so selten passiert dies bei Konflikten. Man ist sauer auf jemanden oder fühlt sich gekränkt und relativiert diese Gefühle, indem man sich beispielsweise sagt: "Ich bin auch nicht immer so einfach". Das mag wahr sein, denn die meisten Menschen haben ihre Ecken und Kanten, aber so wird man Reibungspunkte nicht klären können.
Die Angst vor der Missstimmung
Als ob die Missstimmung nicht eh schon da wäre, wenn sie jemand in sich spürt, fürchten sich viele von uns, in eine unangenehme Situation zu geraten, wenn sie ein Thema ansprechen. Das ist sehr verständlich. Wir denken manchmal auch kompliziert, wenn es um Auseinandersetzungen geht, erwarten uns von Aussprachen viel, fürchten, nicht gehört zu werden. Dabei kann es schon sehr hilfreich sein, die eigene Position einfach nur kundgetan zu haben.
Eigene Gefühle wahrnehmen und "stehen lassen"
Ein Schritt in die richtige Richtung wäre es, die eigenen Gefühle wahrnehmen und auch stehen lassen zu können. "Ich fühle mich gekränkt." - Dem muss nicht gleich eine Handlung folgen, keine Streitereien, Diskussionen oder Beziehungsabbruch. Es geht einfach darum, das Eigene einmal wahr- und ernst zu nehmen und schließlich in Worte zu fassen. Der jeweils andere kann das Thema ja weiterhin ganz anders sehen. Aber immerhin ist die Missstimmung dann am Tisch und bewirkt nicht noch mehr Frust, weil man so tut, als wäre alles in Ordnung.