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PSYCHOTHERAPEUTISCHE PRAXIS

{jcomments on}Amoklauf in Graz - die Frau, nach der niemand fragt

Der Amoklauf in Graz beschäftigt viele von uns gerade sehr, nicht nur wenn sie im entsetzlichsten Fall sogar den plötzlichen Tod einer nahestehenden Person beklagen müssen. Hier zu leben, täglich durch die Gassen zu gehen, in denen der Amokfahrer mit seinem Auto unterwegs war, reicht schon aus, um sich unsicher zu fühlen und betroffen zu sein. Wie dankbar man sein kann, wenn man den Einkauf verschoben hat und eben nicht am Ort des Geschehens war.

Abgesehen davon, dass ich es entsetzlich finde, dass an den Kreuzungen, die ich normalerweise überquere und in der Straße, in der ich gerne einkaufe, jemand dahinrast um Leute zu töten, habe ich gestern im Radio noch etwas gehört, das mich sehr berührt hat. Eine junge Frau ist gestorben bei diesem Amoklauf und bisher hat niemand nach ihr gefragt. Man weiß nicht wer sie ist. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Vielleicht ist sie eine Bettlerin, wie es im Radio gesagt wurde, und sie hat keine Angehörigen hier? Oder die Angehörigen trauen sich wegen aufenthaltsrechtlicher Angelegenheiten nicht nach ihr zu fragen. Oder...?

Ich denke, dass solche Situationen dadurch bewältigbar werden, dass Menschen einander Halt geben, über das Geschehene sprechen können, wenn sie das möchten, und auf einer Seite stehen. Wie muss es wohl sein, wenn man allein ist im Leben, wenn da niemand ist, der nach einem fragen würde? Auch das ist schon eine Form von Tod. Deswegen zünde ich eine Kerze für diese Frau an und hoffe, dass da doch jemand war in ihrem Leben, auch wenn sich jetzt niemand meldet.